Die Vielfalt fotografischer Bilder aus öffentlichen und privaten Sammlungen, von Museen und Unternehmen soll exemplarisch zusammengeführt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Rezeption, Nutzung und Sammlung von Fotografien und der damit verbundenen Erinnerungskultur nach der politischen Wende 1989/1990. Welche Bilder bleiben präsent, werden verwendet und gezeigt? Welche visuellen Kontinuitäten lassen sich ablesen und wie wird in der Fotografie die schlagartige Umstrukturierung der großen Industriebezirke der DDR verbildlicht, die die Region nachhaltig verändert hat? Wie lässt sich diese Entwicklung der letzten 30 Jahre historisch fassen und strukturieren?
Vom Neuen Sehen der 1920er Jahre über die NS-Zeit bis in die DDR und Nachwendezeit lassen sich in der Industriefotografie zum Teil ähnliche Bildformen, aber auch Brüche in der Motivwahl und der formalästhetischen Inszenierung beobachten. Diskurse wie Umwelt- und Landschaftszerstörung, Mentalitätswandel oder das Verschwinden von Arbeit werden kritisch in Fotografie und Film erkennbar. Nach 1989 wurde eine neue Infrastruktur geschaffen, die nicht unmittelbar ‚Blühende Landschaften‘ schuf, sondern Einkaufs- und Logistikzentren entstehen ließ. In Sachsen-Anhalt setzte langsam ein Bewusstsein für das Erbe ein, das sich in Dokumentationen genauso äußerte, wie in Erlebnisorten der Industrie (Ferropolis) oder „rekultivierten“ bzw. „renaturalisierten“ Landschaften, wodurch sich neue visuelle Inszenierungen ergeben.
Ziel des Symposiums ist es, verschiedene Akteur:innen aus unterschiedlichen Disziplinen in den Austausch zu bringen und Desiderate für die Forschungs-, Dokumentations- und Sammlungspraxis in und über Sachsen-Anhalt aufzudecken.
Ein Fotografie-Workshop, insbesondere für Ortschronistinnen und Ortschronisten sowie weitere Interessierte findet am Samstag, den 23.11.2024 ganztägig statt.