Barocke Fürsten­res­i­den­zen an Saale, Unstrut und Elster

01.01.2007 bis 01.05.2007

Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Museumsverbundes "Die fünf Ungleichen“, der Museen in Merseburg, Weißenfels, Freyburg, Querfurt und Allstedt, sowie des Museums Zeitz hat zum Ziel, die kulturelle Blütezeit dieser barocken Residenzen in zukünftigen Ausstellungen anschaulich darzustellen. 

Projekttitel: Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster

Teilnehmer: Burg und Schloss Allstedt, Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg, Museum FilmBurg Querfurt, Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Museum Schloss Neuenburg Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Museum Weißenfels Schloss Neu-Augustusburg

Im Süden des heutigen Sachsen-Anhalt liegen die barocken Residenzen der ehemaligen albertinischen Herzogtümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Merseburg und Sachsen-Zeitz, die nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. im Mai 1657 gebildet wurden.
Im 17. und 18. Jahrhundert gelangten diese drei Herzogtümer zu einer hohen kulturellen Blüte, an die noch heute insbesondere die Residenzschlösser erinnern. Deren prachtvolle Ausstattung sowie die Sammlungen und Kunstkammerschätze der Herzöge wurden nach dem Aussterben der drei dynastischen Linien 1718, 1738 und 1746 nach Dresden an den Sitz des sächsischen Kurfürsten verbracht. Die Gebäude dienten von nun an in der Regel Verwaltungszwecken bzw. wurden als Gefängnis oder Kaserne genutzt. Große Teile der ursprünglichen höfischen Ausstattung gingen verloren. Das Wissen um Bedeutung und große kulturelle Ausstrahlung der Residenzen verblasste.

Projektbeschreibung

Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Museumsverbundes "Die fünf Ungleichen“, der Museen in Merseburg, Weißenfels, Freyburg, Querfurt und Allstedt, sowie des Museums Zeitz hat daher zum Ziel, die kulturelle Blütezeit dieser barocken Residenzen in zukünftigen Ausstellungen anschaulich darzustellen. Die am 1. Mai 2007 eröffneten Präsentationen behandeln die Fürstenfamilien und die Residenzen und geben einen Einblick in das Leben am Hof. Darüber hinaus wird der besonderen Geschichte der einzelnen Residenzen wie auch den Sammlungsschwerpunkten der jeweiligen Museen Rechnung getragen.
Zu den Ausstellungen erschienen ein gemeinsamer umfangreicher Katalog und ein Kurzführer, die in den beteiligten Museen erhältlich sind. Die Ergebnisse der in Zusammenarbeit mit dem Rudolstädter Arbeitskreis für Residenzforschung e. V. vom 10. bis 12. Mai 2007 in Merseburg veranstalteten Tagung "Fürsten ohne Land – Höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren Weißenfels, Merseburg und Zeitz“ wurden 2009 in der Reihe „Schriften zur Residenzkultur“, Band 5, publiziert.

Gezielte Neuerwerbungen und Schenkungen von Exponaten fließen kontinuierlich in die Dauerausstellungen ein und tragen zur Bereicherung, zu inhaltlicher Konzentration und zu wechselnden Schwerpunkten bei. Museumspädagogische Angebote wie Spezialführungen und Schülerprojekte vertiefen den Ausstellungsbesuch.

Die beteiligten Museen und ihre Ausstellungsschwerpunkte

Schloss Neu-Augustusburg wurde von 1660 bis 1694 für die albertinische Nebenlinie Sachsen-Weißenfels auf den Überresten einer Burganlage errichtet. Herzog August von Sachsen-Weißenfels (reg. 1656-1680), der erste von fünf Herzögen, beauftragte den Architekten Johann Moritz Richter d. Ä. mit der Konzeption der prunkvollen frühbarocken Anlage. Von 1680 bis zum Tode des letzten Weißenfelser Herzogs 1746 diente das Schloss als Residenz des Hauses Sachsen-Weißenfels und entwickelte sich zum kulturellen Zentrum, das so bedeutende Künstler wie Johann Beer, Johann Philipp Krieger, Georg Philipp Telemann und Caroline Neuber anzog. Die Schlosskirche St. Trinitatis mit der Grablege der Herzöge (38 zum Teil prunkvolle Zinnsarkophage) zeugt noch heute von der einstigen Pracht. Das Schloss ist eng mit bedeutenden deutschen Musikerpersönlichkeiten verbunden. So wurde das Talent Händels an der Orgel der Weißenfels Schlosskirche entdeckt. Johann Sebastian Bach komponierte für Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels die Jagd- und Schäferkantate sowie die Toccata in F-Dur für die Orgel der Weißenfelser Schlosskirche.
Im Rahmen des Projektes wurden authentische Räume für eine Ausstellung zur Residenzgeschichte wieder hergestellt.
Darüber hinaus verfügt das Museum über eine der bedeutendsten Schuhsammlungen Deutschlands und dokumentiert die Regionalgeschichte zwischen Roßbach und Großgörschen.
 

Burg und Herrschaft kamen 1635 (Prager Frieden) zu Kursachsen. Ab 1656 zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels gehörig wurde 1663 ein reichsunmittelbares Fürstentum Sachsen-Querfurt gegründet, das bis 1746 Bestand hatte. Aus dieser Periode haben sich zahlreiche Gebäude und Ausstattungsreste in der Stadt und der Burg erhalten.
Zwischen 1698 und 1717 wurde die romanische Burgkirche zur herzoglichen Residenzkirche umgestaltet. Erhalten und zu besichtigen sind die Deckenausmalungen, der Altar und liturgische Geräte. Ebenso sind das "Fürstenhaus“ in der Burg und der Altar der Querfurter Stadtkirche wichtige Denkmäler aus dieser Periode.
 

Mit der Einrichtung des Herzogtums Sachsen-Weißenfels begann auch für das Schloss Neuenburg ein neuer Abschnitt seiner Nutzungsgeschichte. Während der Zeit von 1657 bis 1746 wurde es durch die Herzöge offensiv in die Gestaltung ihrer Herrschaft einbezogen. So erfolgte zunächst vor allem eine Instandsetzung der historischen Burganlage. Unter Herzog Johann Georg (1697-1712) erfuhr die Neuenburg umfangreiche bauliche Veränderungen, die im Zusammenhang mit der Nutzung als Sommersitz und Jagdschloss standen.
Unweit der Neuenburg entstand eine repräsentative Jagdanlage mit einem dazu gehörigen Schloss – „Klein-Friedenthal“. Gleichzeitig wurde durch eine ausgeprägte Landschaftsgestaltung (z. B. die Anlage von Alleen) das der historischen Burg östlich vorgelagerte Gelände in die herrschaftliche Nutzung einbezogen. Damit verbanden sich auf engstem Raum Traditionsbildung und die Dokumentation zeitgemäßen Herrschaftsanspruchs und dessen Repräsentation. Nach dem Erlöschen des Weißenfelser Herzogshauses wurde das Ensemble noch bis in die 1770er Jahre durch die sächsischen Kurfürsten genutzt.
Im Museum Schloss Neuenburg beschäftigen sich die Ausstellungen „Lebensräume in der Neuenburg – von der Renaissance bis zum Barock“ (Kernburg), "Aus Küche und Keller der kursächsischen Hofhaltung“ (Tonnengewölbe des Fürstenbaus) sowie die Exposition zum Jagdschloss „Klein-Friedenthal (im Führungsrundgang) mit der barocken Bau- und Nutzungsgeschichte. Glanzvollstes Zeugnis dieser Periode aber ist der Fürstensaal, welcher im Rahmen von Schlossführungen besichtigt werden kann.
Des Weiteren befinden sich in der Burg- und Schlossanlage noch das Weinmuseum von Sachsen-Anhalt „Zwischen Fest und Alltag – Weinkultur in der Mitte Deutschlands“ sowie die Exposition "Burg und Herrschaft – Die Neuenburg und die Landgrafschaft Thüringen im hohen Mittelalter“.
 

„Schloss Moritzburg an der Weißen Elster“ wurde 1657 bis 1678 als Residenz der Herzöge von Sachsen-Zeitz erbaut. Der fürstlich-sächsische Landbaumeister Moritz Richter (1620-1667) schuf unter Einbeziehung der gotischen Kirche auf den Grundmauern der zerstörten Bischofsburg ein imposantes Schlossensemble des Frühbarock. Mit seinem Torhaus, dem Dom St. Peter und Paul und der Orangerie ist es ein einzigartiges Denkmal barocker Baukunst im Süden Sachsen-Anhalts. Trotz vielfältiger Nutzungen nach dem Ende des Herzogtums Sachsen-Zeitz blieb die barocke Architektur auch im Inneren des Schlosses fast unverbaut erhalten. Heute beherbergt das Schloss das Museum, das Stadtarchiv und die Zeitzer Stiftsbibliothek.
Die neue Dauerausstellung „Zeit der Herzöge. Barocke Residenzkultur in Zeitz“ informiert über das Herzogtum Sachsen- Zeitz, seine Ländereien und Residenzen, über die Herzöge, ihre Familien, über Jagd-, Garten- und Festkultur, Fürstenerziehung und Totengedenken am Hofe Moritz von Sachsen-Zeitz. Das bedeutendste Exponat der Ausstellung ist ohne Zweifel das Schloss Moritzburg selbst. Es beherbergt in seinem Inneren die Wohnräume der Herzogsfamilie: das Tafelgemach, die Prinzengemächer, die privaten Wohnräume des Herzogs und der Herzogin sowie das Kirchgemach. In Führungen und museumspädagogischen Projekten wird das Leben "Bei Hofe“ mit allen Sinnen erlebbar gemacht.
 

Die Herzöge zu Sachsen-Merseburg ließen das vormalige Bischofsschloss, das der wettinische Administrator Johann Georg I. 1605-08 zu einem prachtvollen Renaissanceschloss hatte umbauen lassen, in barocken Formen, u. a. mit einem Spiegelkabinett ausschmücken. Bis 1738 hatte die Sachsen-Merseburger Linie Bestand. Durch anschließende Verwaltungsnutzung des Schlosses und Umbauten nach 1815, vor allem aber durch Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg entbehren die meisten Räume leider heute ihres ehemaligen Schmucks.
In den nach 1997 der Öffentlichkeit zugänglich gemachten und restaurierten Räumen werden die Regional- und Stadtgeschichte Merseburgs von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert präsentiert. Die Zeit der Herzöge zu Sachsen-Merseburg erfährt dabei einen Schwerpunkt. Neben der Merseburger Residenzgeschichte – verdeutlicht durch einzelne ehemalige Ausstattungsstücke des barocken Schlosses wie dem rot lackierten Medaillenkabinett Herzog Heinrichs (um 1715) – wird das Leben in der barocken Stadt beleuchtet (Städtebau, Bürgerregeln, Innungen etc.). Ausgestellt sind ebenfalls beeindruckende Skulpturen der Bildhauerfamilien Hoppenhaupt, Agner und Trothe aus Kirchen Merseburgs und umliegender Dörfer. Sie zeigen, dass die hochrangige höfische Kunst den Maßstab für die kirchlichen und privaten Stiftungen im Umland setzte.
 

Für Burg und Schloss Allstedt ist die Darstellung der weit reichenden Schlossneubaupläne unter Herzog Ernst August (1707-1748) von Sachsen-Weimar-Eisenach geplant. Dieser baufreudigste Herrscher des Barock in Thüringen hegte für Allstedt umfangreiche Schlossneubaupläne, die aus Geldmangel nur in Ansätzen verwirklicht wurden. Die Pläne für den geplanten Allstedter Schlossneubau fertigte der thüringische Oberlandbaumeister Gottfried Heinrich Krohne, dessen außerordentliche künstlerische Befähigung viele der baulichen Leistungen Ernst Augusts aus der Masse anderer Anlagen der Zeit heraushebt. Von den Entwürfen für den Neubau sind jedoch leider nur noch vier Grundrisse und ein Aufriss sowie relativ ausführliche Beschreibungen der geplanten Vorhaben in einer Publikation von 1935 enthalten.
 

Publikationen

  • Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster (Ausstellungskatalog)
  • Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster. Schlösser und Museen (Kurzführer)
  • Das albertinische Herzogtum Sachsen-Weißenfels
  • Drei Inventare des Residenzschlosses Merseburg aus den Jahren 1731/32.
  • Gymnasium illustre Augusteum zu Weißenfels
  • Pfalz und Schloss zu Merseburg
  • Weißenfels – Eine hochfürstlich-sächsische Residenz (Begleitheft zur Ausstellung)